Uluru, Kata Tjuta oder Kings Canyon — klingende Namen, die für das feuerrote Zentrum Australiens stehen.
Neben der Besichtigung dieser bekannten Sehenswürdigkeiten des Red Centers wandeln Kuoni Verkaufsleiterin für die Region Nordwestschweiz Stefanie Aebischer und ihr Partner auf abenteuerlichen Wanderwegen, probieren australische Fleischspezialitäten aus und beobachten schüchterne Felskängurus.
Das Red Center erkunden Stefanie Aebischer und ihr Freund Thomas Fankhauser auf eigene Faust mit einem 4x4 Wagen, den sie am Flughafen in Alice Springs nach der Landung abholen. Die ersten 450 Kilometer im Mietauto führen das Paar zum wohl bekanntesten Berg Australiens: dem Uluru, besser bekannt als Ayers Rock. Auch wenn man mit dem Flugzeug direkt zum Uluru fliegen könnte, findet Stefanie die sechsstündige Fahrt lohnenswert: «Ich war war überrascht wie viele Pflanzen hier wachsen und wie grün es ist, obwohl die Region Red Center heisst und bekannt für seine rote Farbe ist», sagt sie. Schon von Weitem erstaunt der Inselberg aus Arkose-Sandstein: mit seiner roten Farbe und als einzige Erhebung weit und breit durchbricht er die sonst sehr einheitliche Umgebung. Entgegen vieler Gerüchte ist der Uluru kein Meteorit — er entstand durch Erosionsprozesse und besteht aus einer unterirdischen Gesteinsschicht.
Bei der Wanderung um den Uluru herum verändert sich der Anblick der Fassade immer wieder: der Monolith ist dank Wasserablagerungen von Spalten und Höhlen durchzogen und Felsmalereien der Ureinwohner schmücken hie und da den Berg. Auch wenn man den Uluru besteigen könnte und die beiden gerne Berge über Klettersteige erklimmen, machen das Stefanie und ihr Partner nicht: «Für die Anangu-Aborigines, die in dieser Region heimisch sind, ist der Berg heilig und sie haben explizit den Wunsch geäussert, dass man ihn nicht erklettern soll». Der Name Uluru bedeutet in der Sprache der australischen Ureinwohner Sitz der Ahnen. Viele Legenden ranken sich um den Berg, die in der mythischen Traumzeit der Aborigines spielen. Jeder Stein, jede Höhle und Felsspalte hat eine Bedeutung. Deshalb darf man sie manchmal nicht einmal fotografieren. Nach der kurzen aber anstrengenden Wanderung um den Uluru geniessen die zwei Reisenden das Schauspiel, für das der Berg bekannt ist: seine Verwandlung im Sonnenuntergang. Wegen der Lichteinstrahlung und der Gesteinszusammensetzung strahlt der Berg in der Dämmerung noch viel heller in seinem typischen Rot-Orange.
Am nächsten Tag, gleich nach Sonnenaufgang mit Aussicht auf den Uluru, geht die Fahrt weiter zu den anderen berühmten Bergen des Uluru-Kata-Tjuta-Nationalparks, die Kata Tjuta oder auch Olgas genannt. Sie liegen lediglich 40 Fahrminuten vom Uluru entfernt und sollen etwa um die gleiche Zeit entstanden sein. Geplant haben Stefanie und ihr Freund eigentlich ein Frühstück draussen auf dem Parkplatz, bevor sie dann die nächste Wanderung antreten. Die vielen Fliegen machen ihnen aber einen Strich durch die Rechnung. «Wenn man sich nur zwei Minuten an der frischen Luft befindet, hat man schon einen Schwarm Fliegen um sich», erzählt Stefanie. Doch sie wissen sich zu helfen und kaufen im Tourist Center ein Moskitonetz, welches sie über den Kopf stülpen können. Kata Tjuta bedeutet in der Sprache der Aborigines viele Köpfe. Damit sind die insgesamt 36 roten Gipfel gemeint, die einige Hundert Meter in die Höhe ragen. Auch hier erforscht das Paar die Felsformationen mit einer Wanderung. Zuerst spazieren sie durch das Tal der Winde, bevor sie ein steiler Anstieg auf eine Aussichtsplattform führt, von wo aus sie eine wunderbare Sicht auf die Berggruppe geniessen.
Ein Aussichtspunkt, den Stefanie besonders empfiehlt, liegt auf dem Weg von Kata Tjuta zum Kings Canyon und heisst The Dune. Von dort aus geniessen die beiden noch einmal einen letzten wehmütigen Blick auf den Uluru und die Kata Tjuta, bevor sie ihre Reise zum Kings Canyon weiterführen — leider ohne ihren heissgeliebten Selfie-Stick, den sie vor lauter schöner Aussicht auf der Holzbank vergessen haben. Im Kings Canyon Resort quartieren sie sich für eine Nacht ein und geniessen den Anblick der Schlucht im Sonnenuntergang vom Deck des Hotels mit einem Drink in der Hand. Im dazugehörigen Restaurant Outback BBQ & Grill stärken sich Stefanie und Thomas an der exotischen Auswahl an australischem Fleisch: Neben Wagyu-Rind gibt es zum Beispiel Kamel oder Känguru zur Auswahl. Und was wäre ein Australien-Besuch ohne einmal die Koryphäen des Kontinents zu probieren? Känguru-Fleisch war lange Zeit die wichtigste Fleischquelle für die Aborigines und wird auch heute gerne noch verzehrt — auch die beiden mögen es sehr. Dank des Ambientes des Restaurants in einer alten Farmhalle mit Country-Musik kommt beim Paar Outback-Feeling auf.
Der darauffolgende Tag ist ganz der Erkundung des Kings Canyon und dessen Umgebung gewidmet. Früh morgens wagen sich Stefanie und Thomas auf eine Wanderung mit dem Namen «Rim Walk». Dieser führt am Rand des Canyons entlang und offeriert wunderschöne Blicke ins Tal. Der Wanderweg ist aber nichts für Leute mit Höhenangst, meint Stefanie: «Links und rechts geht es steil den Hang hinab. Es hat weder ein Geländer noch ein Seil». Dazu kommt, dass gegen Mittag im Red Center die Hitze so stark ist, dass man nicht mehr wandern kann. Der perfekte Zeitpunkt für eine Fahrt im klimatisierten Wagen entlang der Offroad-Strasse Meerenie Loop. Sie beginnt beim Kings Canyon und führt durch Aborigine-Gebiet. Zu empfehlen ist ein 4x4-Wagen, weil die Strasse nicht asphaltiert ist. Und damit man überhaupt die Strasse befahren kann, muss man im Vorfeld eine Erlaubnis beim Tourist Center oder Hotel einholen. «Langweilig wird einem während der über 90 Kilometer langen, holprigen Strasse nie, da sich die Landschaft hier von ihrer schönste Seite zeigt und man auch überall Tiere erspäht», sagt Stefanie. Hier leben viele Dingos, aber auch wilde Pferde zählen diese geschützte Region zu ihrem Zuhause.
Das Ende des Meerenie-Loops befindet sich im West-MacDonnell Nationalpark, der vor allem für seine vielen Schluchten, in Australien «Gorges» genannt, berühmt ist. Diese bieten wunderschöne Wanderwege, die meist nur von wenigen Touristen besucht werden. In der Ormiston Gorge zum Beispiel, muss das Paar mitsamt Rucksäcken, Schuhen und Kleidern durch ein wegversperrendes, eiskaltes Wasserloch schwimmen. In der Serpentine Gorge begegnen sie beim steilen Aufstieg zur Aussichtsplattform einer Australierin, die kein Wasser dabei hat und wegen Dehydrierung beinahe in Ohnmacht fällt. Und an ihrem letzten Stopp vor Alice Springs, in der Simpsons Gap, sichtet das Paar in der Dämmerung schüchterne Felswallabies, die sich langsam aus ihren Höhlen getrauen.
An was sich Stefanie besonders gerne erinnern wird? «An den Himmel, der im Red Center blauer scheint als sonstwo auf der Welt. Und an den Uluru, der eine unbeschreibliche Aura besitzt», sagt sie. Eine Region, die ihrer Meinung nach mit keinem anderen Ort in Australien verglichen werden kann.
Fotos: Stefanie Aebischer
Aufgezeichnet von Jessica Feustle