Kuoni Reiseberaterin Cyrine Toumi schloss sich einer Studiosus-Reisegruppe an und besuchte den Oman. Dabei erlag sie dem Zauber der Wüste und entdeckte moderne Technik an traditionellen Orten.
An ihrem ersten Tag in der omanischen Hauptstadt Muskat besichtigt Cyrine den Markt in der Nähe des Hafens. Hier bieten die Händler — darunter auch viele eingewanderte Pakistanis und Inder — Brauchbares für den Alltag, Gold und Silber, aber auch Gewürze und omanischen Weihrauch. Das wohlriechende Harz soll reinigend wirken und ist bis weit über die Landesgrenzen hinaus beliebt. Nicht zuletzt dank der Geschichte der Heiligen drei Könige, bei denen die Weisen aus dem Morgenland dem Christkind Gold, Weihrauch und Myrrhe brachten. Die Locals verwenden Weihrauch unter anderem als Heilmittel bei Halsschmerzen und Heiserkeit, oftmals als Zugabe im Tee. Cyrine zieht es bei den frühlingshaften Temperaturen von über 20 Grad vor, sich mit etwas Kühlerem zu erfrischen. Wie dem Limetten-Minze-Smoothie, von dem sie begeistert ist.
Nach einer kurzen Rast begibt sich die Reisegruppe zum nächsten Must-See Muskats: der Sultan-Qabus-Moschee. Das Gotteshaus ist ein architektonisches Meisterwerk aus Sandstein mit fünf Minaretten. Im Innern prangt ein acht Tonnen schwerer Lüster an der Decke, behängt mit glitzernden Swarovski-Kristallen und mehr als 1000 Lampen. Der Anblick ist einfach atemberaubend. Aber auch der Teppich kann sich sehen lassen; er ist über 4000 Quadratmeter gross. Benannt ist die Moschee nach ihrem Erbauer, dem Sultan Qabus. Seit den Siebzigerjahren regiert er den erdölreichen Staat und trug dazu bei, das sich der Oman vom Entwicklungsland zum Vorzeigestaat entwickelte. Die meisten Omanis liebten ihren Sultan, erzählt die Reiseleiterin. Einmal im Jahr reise er durchs ganze Land und bezahle neue Gebäude, Strassen, Spitäler, was gerade nötig sei. Nach dem Besuch der Altstadt und des neuen Teils von Muskat kehrt die Reisegruppe zurück ins Hotel, um sich über die Erlebnisse des ersten Reisetages auszutauschen und um in die Kunst der arabischen Kulinarik einzutauchen. Dazu gehören Fladenbrot, Hummus, Lammfleisch und Datteln in allen Variationen.
Mit mehreren Geländewagen brechen die Reisenden am nächsten Tag auf in Richtung Nizwa, der wichtigsten Stadt im Landesinnern. Das Wetter unterwegs muss gut sein, denn ihr Weg führt über das Hadschar-Gebirge, wo es bei Regen durchaus passieren kann, dass man im Schlamm stecken bleibt. Die Reisegruppe hat Glück. Es bleibt sonnig und wolkenfrei; beste Sicht auf die sich stetig verändernde Landschaft. Das Hadschar-Gebirge ist durchzogen von tiefen Schluchten und schroffen Felsen. Bei einem Supermarkt halten sie an, um für das Mittags-Picknick einzukaufen. Eine gute Gelegenheit, um einfach in Kontakt mit Einheimischen zu kommen und ein Stück Alltag mitzuerleben. Eingedeckt mit lokalen Takeaway-Gerichten gönnen sich die Schweizer eine ausgedehnte Mittagspause in einer richtigen Oase: dem Wadi Bani Auf. Den Freiluft-Lunch krönt die Aussicht auf jadegrünes Wasser, pastell-schimmernde Felsen und Palmen, die eingebettet in die Szenerie, wie Deko aussehen.
Rund eineinhalb Fahrstunden später erreichen sie ihr Ziel Nizwa. Die Stadt galt einst als blühendes Zentrum für Religion, Philosophie, Kunst und Handel. Heute sind es vor allem die historischen Gebäude, das imposante Fort und der Souk, die viele Besucher aus aller Welt anlocken. Auf dem Viehmarkt präsentieren die traditionell gekleideten Händler ihre Ziegen, Lämmer und Hühner — gleichzeitig versenden sie Nachrichten mit dem Smartphone. Ein bizarres Bild. Doch es reiht sich ziemlich gut in die Perlenkette der Kontraste. Tradition und Moderne gehen im Oman Hand in Hand. Eine Konstante bleibt dabei der Bezug zur Natur. Wer Fleisch haben will, muss ein Tier kaufen und es selber schlachten. Bei uns wären unter diesen Umständen wohl noch manche Vegetarier. Cyrine und ihre Mitreisenden bleiben nach diesem Tag noch lange auf und philosophieren über Orient und Okzident, bevor der Schlaf an die Tür klopft und morgens um vier der Muezzin zum Gebet ruft. Wenige Stunden später ist die Studiosus-Gruppe bereits wieder unterwegs zu neuen Abenteuern. Es geht in die Wahiba-Sands-Wüste, deren Dünen bis zu 200 Meter hoch in den Himmel ragen.
Im Wüstencamp «Al Wazil» checken sie ein. Jeder hat sein eigenes Hüttchen mit einer Sitzecke draussen und es gibt sogar Strom und fliessendes Wasser. Zur Einstimmung bringen die Fahrer den Gästen bei, sich wüstengerecht zu kleiden und einen Turban zu wickeln. Beim Abendessen sitzt die Gruppe gemeinsam in einem teilbedeckten Wüstenzelt mit eigener Küche. Hier und dort krabbelt auch mal eine Kakerlake über den Teppichboden, doch der Begeisterung für die Wüste können die unliebsamen Gesellen nichts anhaben. Später setzen sich alle ans Lagerfeuer und trinken Tee. Der Sternenhimmel ist gigantisch. Gegen zehn Uhr abends fahren sie mit den Jeeps noch weiter in die Wüste. An einem ebenen Ort legen sie sich in den Sand und beobachten schweigend den Nachthimmel und die vielen Sternschnuppen. Mit der Kälte lässt es sich gut leben, denn zu dieser Jahreszeit hält diese die Skorpione und Schlangen fern.
Tags drauf geht es nach Sur. Beim Wadi Bani Khalid hält die Gruppe für einen Fotostopp. Die üppige Oase mit den Felsen erinnert an einen anderen Planeten. In die ausserirdisch schöne Szenerie tritt eine Erscheinung: Es ist keine Fata Morgana, sondern ein Bademeister, der vor der Reisegruppe steht. Das Wadi ist besonders bei Städtern als Naherholungsgebiet sehr beliebt und weil viele nicht schwimmen können, kümmert er sich um die Sicherheit der Gäste.
An diesem Ort beschliesst Cyrine, wiederzukommen. Das nächste Mal aber länger und mit noch mehr Zeit, um die Gegensätze des Omans gründlich kennenzulernen.
Aufgezeichnet von Magdalena Ostojić
Fotos: Cyrine Toumi, Jessica Feustle