Fichten, Feigen, Fischrisotto

Die Küsten Montenegros im Spätsommer
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Janine Keller

Ist Chefredakteurin des «elsewhere by Kuoni» Magazins bei DER Touristik Suisse und wollte als Kind immer in Kairo oder New York leben – Letzteres hat geklappt, die Faszination für den mittleren Osten und den Orient bleiben aber dennoch ungebrochen. fühlt sich als Rettungsschwimmerin in den Wellen der Weltmeere pudelwohl und liebt das spontane Reisen – wäre da nur die Flugangst nicht.

Es geht los, nur noch wenige Minuten bis zur Landung. Ich sitze am Fenster und schaue in die Tiefe. Das kleine rote Edelweiss-Emblem am Ende des Flügels scheint in dieser kurzen Zeit über alle möglichen Landschaftstypen hinweg zu schweben. Giftgrüne, dschungelähnliche Wälder folgen auf felsige Gebirgszüge umrahmt von azurblauem Wasser.

Mein räumliches Vorstellungsvermögen kann die Zieldestination Tivat, welche in der Bucht von Kotor liegt zwar geographisch einordnen, meine Fantasie scheint dies vorläufig wenig zu kümmern. Die grosse Überraschung am Flughafen – ich fühle mich instinktiv wie im Tessin. Und mein erster Eindruck sollte mich nicht täuschen, wie sich später herausstellen wird. Auf der kurzen Fahrt zum Hotel hält der Taxifahrer spontan an und pflückt mir überreife Feigen vom Baum. Von den frischen Früchtchen beschwingt, erkunde ich dann zu Fuss die Lustica Bay, mein Zuhause für die nächsten paar Tage.

Die Bucht von Kotor

Von dort aus geht es am nächsten Tag dann in die Bucht von Kotor. Der Taxifahrer plaudert ein bisschen aus dem Nähkästchen und verrät mir, dass man in Montenegro nur einen Kontakt vom Präsidenten entfernt sei. Was auch nicht weiter erstaunlich ist, wenn man bedenkt, dass Montenegro nur etwa doppelt so gross ist wie Graubünden. Und wenn man etwas verliert, wird es einfach auf Facebook geteilt. Da hat man seine Ware dann schnell wieder – praktisch, denke ich. Hoch über der Hafenstadt Kotor liegt die Burg von San Giovanni. Nach über 1300 Treppenstufen wird man mit einer spektakulären Sicht über die Bucht belohnt und wenn man Glück hat wie ich, begegnet man auf dem Weg noch einer freilebenden Schildkröte. Beim Schlendern durch die mittelalterliche Altstadt fallen mir die vielen romanischen Kirchen auf. Die St. Tryphon Kathedrale ist dabei die imposanteste. Für ein paar wenige Euro kann man das sakrale Gebäude erkunden, welche eine der wertvollsten Kunstsammlungen der östlichen Adria beherbergt. Wer dabei hungrig wird, der schaut einfach vor den Stadtmauern am Strassenmarkt vorbei, wo Einheimische regionale Delikatessen anbieten. Und ich versuche es wieder mal mit den Feigen.

Nur wenige Kilometer weiter liegt das Barockstädtchen Perast. Das einstige Seefahrerzentrum ist autofrei und die Uferpromenade wird von imposanten Villen und zwei Klosterinseln umsäumt.  Ausserdem gibt es hier fantastische Fischrestaurants direkt am Meer. Die Küche Montenegros wird von seinen Nachbarländern, also Kroatien, Serbien und Bosnien stark beeinflusst. Die Nähe zu Italien ist spürbar, weshalb hier oft Risotto auf der Speisekarte steht. Das sollte es dann auch für mich sein und werde nicht enttäuscht. Nachdem ich dem Kellner meine Herkunft verraten habe, macht er mich auf die Ähnlichkeit mit dem Tessin aufmerksam. Und wirklich, die schroffen Felsen und die mit Fichten dicht bewaldeten Hügel an der Küste könnten dies vortäuschen – wären nur die Feigen nicht ein bisschen süsser, das Wasser nicht etwas blauer und die Luft nicht so salzig.

Strände, Küsten, Inseln

Wer es ruhiger mag, der kann an den Küsten und Buchten Montenegros hervorragend entspannen. In der Lustica Bay gibt es zahlreiche Strände und Beach Clubs für erholsame Tage am Meer. Im mondänen Ort an der Adriaküste wurde in den letzten Jahren viel investiert, um den Tourismus in Montenegro weiterzuentwickeln. Mittlerweile legen in der lokalen Marina die schönsten Yachten an. Weiter aussen kann man per Schiff auch die blaue Grotte besichtigen, wo das Sonnenlicht die tiefblauen Wasserfarben spielen lässt. Dort liegt auch Mamula Island, eine ehemalige Festung im Eingang der Bucht von Kotor, welche zukünftig frisch restauriert als Boutiquehotel Gäste empfangen wird. Während die letzten Sonnenstrahlen meine Haut wärmen, schnappe ich mir auf dem Rückweg zum Hotel ein Himbeer-Glacé, eine weitere Spezialität des Landes, und zelebriere damit den Abschluss meines Aufenthalts. Aus lauter Dankbarkeit kaufe ich der Bäuerin vor dem Terminal noch ein paar Feigen ab. Mit den frischen Früchten im Gepäck geht es mit der Edelweiss wieder direkt nach Zürich – zbogom crnogorsko.

Text & Bilder: Janine Keller

Erstveröffentlichung: 15.10.2022